Wer braucht schon Work-Life-Balance?!?!

Der seit einigen Jahren in Mode gekommene Begriff „Work-Life-Balance“ ist für mich eine fragwürdige Erfindung. Denn wann immer ich darüber nachdenke, wird mir klar, dass das nicht mein Lebenskonzept sein kann.

Wenn wir andauernd danach streben, Leben und Arbeit in Balance zu bringen, bedeutet dies dann, dass wenn ich arbeite, ich nicht lebe?! Und wenn ich lebe, dann ist das keine Arbeit?

Das Gegenteil beweist sich spätestens dann, wenn man zwei Kleinkinder hat. Der Alltag fühlt sich doch oft sehr nach Arbeit an. Und das bringt mich auch direkt zum Kern dieses Artikels: durch die Geburt meiner beiden Kinder hat sich mein Leben sehr verändert. Viele neue Herausforderungen, Hormone – die diese Herausforderungen manchmal noch schmerzhafter machen, manchmal aber auch in den reinsten Freudentaumel ausarten können (für Außenstehende meist völlig unverständlich!!) – neue Schlafzeiten, Essenszeiten, die ich bisher immer als „Rentnerzeit“ bezeichnet hatte, die Gesprächsthemen variieren zuweilen von Farbe des Stuhlgangs über Häufigkeit des Stillens bis zur Intensität des „Bäuerchens“… Ich selbst hätte vorher auch nicht geglaubt, dass solch zunächst belanglosen Themen auf einmal meinen Alltag begleiten. Und natürlich sind da noch die viel schwerwiegenderen Fragen danach, wie wir unsere Kinder erziehen wollen, wo wir Grenzen setzen, wie wir sie bestmöglich auf das Leben in dieser verrückten Welt vorbereiten.

Neben der Tatsache, dass ich mein Leben mit Kindern nun neu sortiere, denke ich viel mehr darüber nach, was ich meinen Kindern eigentlich vorleben möchte. Welche Art von Lebensstil, welche Haltung zu Arbeit, Job, Karriere, Erfüllung, Selbstbestimmung etc. sollen sie in ihrer Kindheit erleben? Die klare Antwort zumindest in einem Punkt ist für mich: in punkto Arbeit möchte ich, dass sie Arbeit als Teil des Lebens und zwar als erfreulichen Teil des Lebens wahrnehmen und nicht als etwas, das zum Überleben notwendig ist und irgendwie in die restlichen erfreulichen Dingen des Lebens integriert werden muss.

Sehe ich das erst so, seitdem ich Kinder habe? Nein! Aber jetzt wird es schwieriger, meine eigene Haltung in letzter Konsequenz umzusetzen. Denn jede Entscheidung, die ich treffe, hat nun eine größere Reichweite. Ich entscheide schließlich nicht nur für mich alleine, sondern für meine gesamte Familie. Ohne Kinder – insbesondere als ich keinen Partner hatte – war es einfach, eine Entscheidung aufzuschieben, die Vorteile, die doch der aktuelle Job hat, wieder aufzuzählen und dann die Trägheit zu Veränderung siegen zu lassen. Außerdem war ich flexibel genug, um innerhalb meines Jobs immer wieder neue Dinge auszuprobieren, ich konnte meine Zeiten sehr individuell gestalten, konnte bei Dienstreisen vielfältige und sehr interessante Arbeitswelten kennenlernen, konnte mich in neuen Projekten verwirklichen und bekam durch viele tolle Kolleginnen und Kollegen immer wieder neue Impulse, die mich weiter brachten. Den Austausch mit Wegbegleitern aller Stationen meiner beruflichen Laufbahn habe ich immer sehr geschätzt – sowohl über die direkten Arbeitsthemen aber auch über andere Themen, für die immer Zeit da war.

Als dann im letzten Jahr nach 9 Monaten Elternzeit meine Rückkehr in diese oben beschriebene Arbeitswelt anstand, erschien mir das alles unmöglich. Ich wollte meinen 9 Monate jungen Sohn nicht abgeben (dies hat er mir dann auch recht eindeutig gespiegelt, indem er wie am Spieß geschrien hat, sobald ich den Raum verließ), ich wollte aber auch die ganzen Vorteile gar nicht nutzen, die meinen Job vorher so attraktiv gemacht haben, weil sich meine Prioritäten auf einmal so sehr verändert hatten und meine im Job zur Verfügung stehende Zeit einfach so begrenzt war. Ich habe mich also entschieden, ein weiteres Jahr Elternzeit einzureichen. Ein eher unüblicher Schritt in meinem Umfeld und für mein Team, das sich auf meine Rückkehr eingestellt hatte, auch sicherlich nicht angenehm. Ich bin sehr dankbar, dass trotzdem alle mit großem Verständnis reagiert haben. Rückblickend betrachtet, hat es auch zu der schönen Möglichkeit geführt, dass eine andere Mutter aus der Elternzeit kam und meine Position übernehmen konnte. So öffnet sich halt immer eine neue Tür, wenn man eine andere schließt.

Wie sieht also meine aktuelle „Work-Life-Balance“ aus?

Momentan genieße ich es sehr, viel Zeit mit meinen Kindern verbringen zu können. Ich genieße es, wenn es mal anders läuft als geplant, einfach mit dem Flow gehen zu können und die Kinder nicht ständig gängeln zu müssen, weil ich zur Arbeit muss, einen Termin habe oder ähnliches. Langweile ich mich ohne den intellektuellen Input durch meinen Job? Nein! Ich finde, dass Erziehung ebenso eine intellektuelle Herausforderung ist, wenn man sich Gedanken darüber macht, was man wie tut und welche Folgen es für die heranwachsende Generation hat. Mache ich nun zusätzlich zur Kindererziehung etwas berufliches? Ja! Ich habe schon oft Lust verspürt, einen Blog zu schreiben. In erster Linie über Achtsamkeit & Coaching und alle damit verwandten Themen. In meinem Job in der Personalentwicklung war dies immer Thema und ich habe mich am Rande damit beschäftigt. Jedoch blieb nie genug Zeit (oder ich habe sie mir nicht genommen), um mich intensiver damit zu beschäftigen. Jetzt ist es soweit! Ich freue mich riesig, in diesem Blog darüber zu berichten, was systemisches Coaching ist, wie ich persönlich gerne coache, was ich tue, um Achtsamkeit in meinen Alltag zu integrieren. Und vielleicht beeinflussen sich ja auch mein persönliches Wachstum durch meine Familie und die Arbeit als Coach gegenseitig…?!

Gerne beantworte ich deine Fragen zu den oben genannten oder ähnlichen Themen. Schreib mir einfach eine Nachricht. Möchtest Du mehr über mich erfahren, dann findest Du auf dieser Seite ein paar bunte Informationen über meine Erfahrungen und Interessen.

Und dies ist also aktuell meine Work-Life-Balance: ich lebe und ich arbeite gleichzeitig:

  • mit meinen Kindern an deren Entwicklung,
  • mit meinem Mann an unserem Eltern-Sein und
  • mit mir als Bloggerin an dieser Seite.

Für mich geht es also nicht um die Balance zwischen zwei konträren Dingen, sondern darum, alles, was mich erfüllt zu integrieren, so dass die verschiedenen Aspekte meines Lebens sich ergänzen und idealerweise gegenseitig befruchten. Wie dies funktioniert und welche Ereignisse mir auf diesem Weg begegnen, kannst du in diesem Blog verfolgen.  

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