Januar – Zeit des Wartens, Ruhens und des inneren Wachstums

Seit einiger Zeit beobachte ich sehr aufmerksam die Natur und lese viel darüber, was wir von der Natur lernen können – bzw. welches Urwissen bezüglich unserer Lebensweise uns über die Jahrhunderte abhanden gekommen ist. In unserer modernen Gesellschaft gilt doch oft das Motto „höher, schneller, weiter!“. Während der weltweiten Corona-Krise wurden wir alle in einer zwar drastischen, aber vielleicht dennoch notwendigen Weise zum Innehalten gezwungen. Einer der wenigen guten Aspekte an dieser Zeit ist aus meiner Sicht, dass viele Menschen achtsamer auf sich geschaut und den Wert von einem reduzierten Tempo im Alltag entdeckt haben. Spaziergänge in der Natur, Gartenarbeit, Wandern, dies alles waren auf einmal aus Mangel an Alternativen gern gesehene Freizeitbeschäftigungen. Die Beobachtung meiner Umwelt zeigt jedoch, dass nicht mehr allzu viel davon übrig ist. Viele sind wieder im altbekannten Hamsterrad angekommen und fühlen sich als Opfer ihres Lebens. Ich kann dies sehr gut nachvollziehen, da ich selbst lange so gelebt habe – schwankend zwischen dem Reiz des Nervenkitzels, der Freude über irgendeine Art der oberflächlichen Bestätigung im Job, der Dankbarkeit für viele zwischenmenschliche Kontakte, aber auch immer am Rande der Belastbarkeit und auf der Suche nach meinem ganz individuellen Platz in dieser Welt. Meinen Platz habe ich immer noch nicht in Gänze gefunden, ich bin ihm aber schon einen riesigen Schritt näher gekommen und spüre, wie sehr mich die Natur in diesem Prozess beflügelt und mir Kraft spendet. Was genau kann nun die Verbindung mit der Natur bewirken? Der Januar war für mich immer der schlimmste Monat des Jahres. Das Gefühl von „alles wieder von vorne“ war für mich extrem negativ belastet. Heute sehe ich es von der anderen Seite im Sinne von „auf ein Neues haben wir die Chance, zu beginnen und Neues wachsen zu lassen“. So wie in der Natur: hier passiert im Januar äußerlich noch nicht viel; die Tage sind in unserer Region oft grau und trist. Wenn wir nicht das Glück haben, ein bisschen Schnee zu bekommen, der die Landschaft mit einer weißen Decke zudeckt und so eine bezaubernde Ruhe schafft, dann sieht es draußen eher zerrupft, matschig und braun aus. Das kann auf das Gemüt schlagen. Oder..?? Der bewusste Blick in die Natur zeigt mir, dass da viel mehr ist als das nasse, triste Erdreich – und zwar passiert das Spannende in dieser Zeit unter der Erde: die Zwiebeln der Frühblüher beginnen zu keimen, die Wurzeln aller Pflanzen werden aktiv, bleiben jedoch noch unter der Oberfläche, da sie wissen, dass es da oben noch sehr ungemütlich ist. Für uns bedeutet dies: die Samen sind gesät, beispielsweise durch Ideen, die wir Anfang des Jahres in einem Vision-Workshop erarbeiten oder durch Wünsche, die wir in den Raunächten manifestieren. Der Januar ist die Zeit, diesen Wünschen und Plänen noch etwas Zeit zu geben, Zeit, zu reifen, zu keimen, Wurzeln zu schlagen. Um dann im Februar, wenn das Licht merklich heller und die Tage endlich länger werden, bereit für die Umsetzung zu sein. Ich kann es an mir, aber auch an anderen beobachten, dass die Schaffens-Energie im Februar deutlich zunimmt: ein einfaches Bespiel: wer im Januar zu träge war, die Weihnachtsdeko wegzuräumen, bekommt Ende Januar / Anfang Februar wie automatisch einen Schub und alle Kisten verschwinden auf einmal im Keller… Die Wirkung von Licht auf die Leistungsfähigkeit und Motivation von Menschen ist vielfach nachgewiesen. Es scheint also so einfach zu sein: sofern es irgendwie realisierbar ist, nehme ich mir für den Januar nicht zu viel vor. Projekte, die nicht zwingend in den ersten 4 Wochen des Jahres erledigt werden müssen, bleiben liegen. Ich nehme mir Zeit für mich, schöpfe Kraft, lasse Ideen reifen und starte dann im Februar mit der Umsetzung. Dies ist zwar in der Realität nicht ganz so einfach, wie hier beschrieben. Ich merke jedoch, dass es definitiv einen Versuch wert ist. Und wie mit allen guten Vorsätzen: es geht nicht darum, es sofort mit Perfektion zu meistern, sondern allein das Bewusstsein und der Fokus auf eine neue Struktur im Jahresverlauf kann schon viel bewirken. In diesem Sinne: ich wünsche Dir ein schönes Erwachen aus dem Winterschlaf! Genieße das Licht, dass uns diese Tage nun schenken und wenn Du magst, halte Ausschau nach den ersten Blüten, die sich langsam den Weg ans Licht bahnen und unsere Welt ein wenig bunter machen. Achtsame Grüße, Judith

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