Heute schreibe ich über ein privates Projekt, welches mein Mann und ich schon seit knapp 3 Jahren aufschieben. In unserer gemeinsamen Elternzeit nach der Geburt unseres ersten Sohnes wollten wir eine große Reise antreten: Neuseeland mit Baby zu bereisen schien uns zwar herausfordernd – insbesondere wegen des langen Fluges – aber auch wunderschön. Dann kam eine Pandemie, die niemand auch nur annähernd für möglich gehalten hätte und unsere Pläne komplett zerstörte. Irgendwann hatten wir dann noch die Hoffnung, zumindest nach Portugal reisen zu können, aber auch das war dann nicht mehr möglich…. Unser zweiter Sohn wurde geboren, wieder überlegten wir zaghaft, ob eine Reise möglich wäre. Wieder gab es Einschränkungen, Unsicherheiten etc. Es sollte wohl einfach nicht sein. Nun hat sich bei uns so etwas wie Alltag eingestellt, wir planen unseren Urlaub nach den Schließzeiten des Kinderhauses, in das unser Sohn mit großer Freude geht, und die Elternzeit meines Mannes ist ebenfalls vorbei. Die großen Reisepläne haben wir also beiseite gepackt. An einem sehr grauen, nass-kalten Januar-Tag trafen wir auf der Straße eine Nachbarin, die uns sehr eindrücklich ermutigte, häufiger wegzufahren, solange die Kinder nicht in der Schule sind. Sie sprach aus Erfahrung und sagte, dass sie rückblickend diese Freiheit noch mehr nutzen würde, obwohl sie schon viel unterwegs waren, als die Kinder noch nicht zur Schule gingen. Am selben Tag besuchte uns ein Freund, der ebenfalls einen schulpflichtigen Sohn hat und sagte uns exakt dasselbe. Noch an dem Abend beschlossen wir, dass wir diesem Grau entfliehen und kurzfristig gen Süden fahren. Möglichkeiten zum mobilen Arbeiten wurden geklärt, das Bulli-Bett mal wieder optimiert und eingebaut und zack: die Sonne scheint, unser Sohn sagt „Gute Nacht“ auf Spanisch und wir beklagen uns anstatt über das Grau des Himmels über zu wenig Schatten am Strand 😉 Vier abwechslungsreiche Wochen liegen nun schon hinter uns und wir sind wieder zu Hause, wieder im Alltag angekommen. Wir sind sehr glücklich und dankbar, dass wir diese Reise gemacht haben. Zwischendurch war es doch recht herausfordernd und wir haben diskutiert, ob wir schon eher zurückfahren sollen (ein eigenes Bett, eine Küche, Badezimmer, Kinderbetreuung und vieles mehr sprach sicherlich dafür), trotzdem haben wir es zum Glück nicht gemacht. Denn wir hätten viele schöne Eindrücke und sehr bereichernde Momente verpasst, die wir nun als Erinnerung für immer behalten dürfen. Und auch wenn nicht die klassische Urlaubsentspannung eingetreten ist, so fühle ich mich gestärkt, motiviert und irgendwie ruhiger und gelassener als zuvor. Aber was hat das alles mit Coaching & Achtsamkeit zu tun? Zum einen ist es für mich eine der wichtigsten Voraussetzungen für einen erfolgreichen Coach, die eigenen Bedürfnisse zu erkennen und so gut wie eben möglich – allen Verpflichtungen zum Trotz – zu befriedigen. Bin ich als Coach nicht in meiner Mitte, kann ich schlechter zuhören, bin ich in Gedanken bei meinen eigenen Problemen, beziehe ich das, was mein Gegenüber mir erzählt schnell auf mich und meine unbearbeiteten Themen… Das hindert mich dann daran, zu 100% auf meine Klientin oder meinen Klienten fokussiert zu sein und ihm eine neutrale Spiegelfläche zu bieten. Zum anderen möchte ich ein Vorbild sein, wenn es um das Thema Achtsamkeit geht. Ich höre so viel Verlangen nach mehr Achtsamkeit, nach mehr Auszeiten, nach Flexibilität der Arbeitgeber, Raum für Selbstverwirklichung. Oft jedoch verspüre ich bei den handelnden Personen wenig Bereitschaft, dafür auch etwas aufzugeben, ein bisschen unbequemere Wege zu gehen, gewohnte Routinen zu durchbrechen und auf bestimmte Dinge zu verzichten. Oft heißt es dann „ja, bei Euch geht das ja. Ich aber kann aus folgenden Gründen so etwas nicht machen…“. In Einzelfällen ist das sicherlich richtig. Vielen fehlt jedoch meiner Meinung nach der Mut, unkomfortable Nebenwirkungen in Kauf zu nehmen, aus der Masse herauszustechen (ob im positiven oder negativen Sinne). Von einer Bekannten hörte ich sogar kürzlich, dass sie eine noch längere Reise sogar mit Schulkind gemacht haben. Das beeindruckte mich sehr und ich fragte mich, wie das wohl funktioniert hat: sie empfand es rückblickend als gar nicht so kompliziert. Die Schule zeigte sich kooperativ, die Eltern lernten mit ihrer Tochter von unterwegs und rückblickend hat die schulische Laufbahn keinerlei Schaden genommen, vielleicht sogar einen kleinen Schub bekommen, weil die Tochter sehr glücklich und bereichert um etliche Eindrücke von der Reise zurück kam. Ich will hiermit keineswegs sagen, dass eine Reise für jeden das Richtige ist. Mir geht es darum, der inneren Stimme Gehör zu verleihen, in sich hinein zu spüren, herauszufinden, was man möchte, sozial Erwünschtes von dem wirklichen Bedürfnis zu unterscheiden und ehrlich zu sich selbst zu sein. Mein Impuls an alle Leser an dieser Stelle ist: Ein achtsames Leben bedeutet für mich, dass ich zunächst meine Wünsche wahrnehme, dann wohlwollend überprüfe, ob und wie ich diese umsetzen kann und schließlich an die Umsetzung gehe – bzw. den Wunsch anpasse, wenn er sich wirklich nicht als realistisch erweist. Welche Wünsche hast Du? Was kommt Dir in den Sinn, wenn Du die oben beschriebene Übung machst? Welche Erkenntnisse gewinnst Du daraus? Was hindert Dich an der Umsetzung eines Deiner Wünsche? Solltest Du Dich auf diese Übung einlassen, freue ich mich über einen Kommentar und Deine Erfahrungen damit. Viel Freude bei der Realisierung Deines nächsten Abenteuers!
Wer braucht schon Work-Life-Balance?!?!
Der seit einigen Jahren in Mode gekommene Begriff „Work-Life-Balance“ ist für mich eine fragwürdige Erfindung. Denn wann immer ich darüber nachdenke, wird mir klar, dass das nicht mein Lebenskonzept sein kann. Wenn wir andauernd danach streben, Leben und Arbeit in Balance zu bringen, bedeutet dies dann, dass wenn ich arbeite, ich nicht lebe?! Und wenn ich lebe, dann ist das keine Arbeit? Das Gegenteil beweist sich spätestens dann, wenn man zwei Kleinkinder hat. Der Alltag fühlt sich doch oft sehr nach Arbeit an. Und das bringt mich auch direkt zum Kern dieses Artikels: durch die Geburt meiner beiden Kinder hat sich mein Leben sehr verändert. Viele neue Herausforderungen, Hormone – die diese Herausforderungen manchmal noch schmerzhafter machen, manchmal aber auch in den reinsten Freudentaumel ausarten können (für Außenstehende meist völlig unverständlich!!) – neue Schlafzeiten, Essenszeiten, die ich bisher immer als „Rentnerzeit“ bezeichnet hatte, die Gesprächsthemen variieren zuweilen von Farbe des Stuhlgangs über Häufigkeit des Stillens bis zur Intensität des „Bäuerchens“… Ich selbst hätte vorher auch nicht geglaubt, dass solch zunächst belanglosen Themen auf einmal meinen Alltag begleiten. Und natürlich sind da noch die viel schwerwiegenderen Fragen danach, wie wir unsere Kinder erziehen wollen, wo wir Grenzen setzen, wie wir sie bestmöglich auf das Leben in dieser verrückten Welt vorbereiten. Neben der Tatsache, dass ich mein Leben mit Kindern nun neu sortiere, denke ich viel mehr darüber nach, was ich meinen Kindern eigentlich vorleben möchte. Welche Art von Lebensstil, welche Haltung zu Arbeit, Job, Karriere, Erfüllung, Selbstbestimmung etc. sollen sie in ihrer Kindheit erleben? Die klare Antwort zumindest in einem Punkt ist für mich: in punkto Arbeit möchte ich, dass sie Arbeit als Teil des Lebens und zwar als erfreulichen Teil des Lebens wahrnehmen und nicht als etwas, das zum Überleben notwendig ist und irgendwie in die restlichen erfreulichen Dingen des Lebens integriert werden muss. Sehe ich das erst so, seitdem ich Kinder habe? Nein! Aber jetzt wird es schwieriger, meine eigene Haltung in letzter Konsequenz umzusetzen. Denn jede Entscheidung, die ich treffe, hat nun eine größere Reichweite. Ich entscheide schließlich nicht nur für mich alleine, sondern für meine gesamte Familie. Ohne Kinder – insbesondere als ich keinen Partner hatte – war es einfach, eine Entscheidung aufzuschieben, die Vorteile, die doch der aktuelle Job hat, wieder aufzuzählen und dann die Trägheit zu Veränderung siegen zu lassen. Außerdem war ich flexibel genug, um innerhalb meines Jobs immer wieder neue Dinge auszuprobieren, ich konnte meine Zeiten sehr individuell gestalten, konnte bei Dienstreisen vielfältige und sehr interessante Arbeitswelten kennenlernen, konnte mich in neuen Projekten verwirklichen und bekam durch viele tolle Kolleginnen und Kollegen immer wieder neue Impulse, die mich weiter brachten. Den Austausch mit Wegbegleitern aller Stationen meiner beruflichen Laufbahn habe ich immer sehr geschätzt – sowohl über die direkten Arbeitsthemen aber auch über andere Themen, für die immer Zeit da war. Als dann im letzten Jahr nach 9 Monaten Elternzeit meine Rückkehr in diese oben beschriebene Arbeitswelt anstand, erschien mir das alles unmöglich. Ich wollte meinen 9 Monate jungen Sohn nicht abgeben (dies hat er mir dann auch recht eindeutig gespiegelt, indem er wie am Spieß geschrien hat, sobald ich den Raum verließ), ich wollte aber auch die ganzen Vorteile gar nicht nutzen, die meinen Job vorher so attraktiv gemacht haben, weil sich meine Prioritäten auf einmal so sehr verändert hatten und meine im Job zur Verfügung stehende Zeit einfach so begrenzt war. Ich habe mich also entschieden, ein weiteres Jahr Elternzeit einzureichen. Ein eher unüblicher Schritt in meinem Umfeld und für mein Team, das sich auf meine Rückkehr eingestellt hatte, auch sicherlich nicht angenehm. Ich bin sehr dankbar, dass trotzdem alle mit großem Verständnis reagiert haben. Rückblickend betrachtet, hat es auch zu der schönen Möglichkeit geführt, dass eine andere Mutter aus der Elternzeit kam und meine Position übernehmen konnte. So öffnet sich halt immer eine neue Tür, wenn man eine andere schließt. Wie sieht also meine aktuelle „Work-Life-Balance“ aus? Momentan genieße ich es sehr, viel Zeit mit meinen Kindern verbringen zu können. Ich genieße es, wenn es mal anders läuft als geplant, einfach mit dem Flow gehen zu können und die Kinder nicht ständig gängeln zu müssen, weil ich zur Arbeit muss, einen Termin habe oder ähnliches. Langweile ich mich ohne den intellektuellen Input durch meinen Job? Nein! Ich finde, dass Erziehung ebenso eine intellektuelle Herausforderung ist, wenn man sich Gedanken darüber macht, was man wie tut und welche Folgen es für die heranwachsende Generation hat. Mache ich nun zusätzlich zur Kindererziehung etwas berufliches? Ja! Ich habe schon oft Lust verspürt, einen Blog zu schreiben. In erster Linie über Achtsamkeit & Coaching und alle damit verwandten Themen. In meinem Job in der Personalentwicklung war dies immer Thema und ich habe mich am Rande damit beschäftigt. Jedoch blieb nie genug Zeit (oder ich habe sie mir nicht genommen), um mich intensiver damit zu beschäftigen. Jetzt ist es soweit! Ich freue mich riesig, in diesem Blog darüber zu berichten, was systemisches Coaching ist, wie ich persönlich gerne coache, was ich tue, um Achtsamkeit in meinen Alltag zu integrieren. Und vielleicht beeinflussen sich ja auch mein persönliches Wachstum durch meine Familie und die Arbeit als Coach gegenseitig…?! Gerne beantworte ich deine Fragen zu den oben genannten oder ähnlichen Themen. Schreib mir einfach eine Nachricht. Möchtest Du mehr über mich erfahren, dann findest Du auf dieser Seite ein paar bunte Informationen über meine Erfahrungen und Interessen. Und dies ist also aktuell meine Work-Life-Balance: ich lebe und ich arbeite gleichzeitig: Für mich geht es also nicht um die Balance zwischen zwei konträren Dingen, sondern darum, alles, was mich erfüllt zu integrieren, so dass die verschiedenen Aspekte meines Lebens sich ergänzen und idealerweise gegenseitig befruchten. Wie dies funktioniert und welche Ereignisse mir auf diesem Weg begegnen, kannst du in diesem Blog verfolgen.